Auf unserem Lebenstag begegnen wir unzähligen Hindernissen verschiedenster Art. Nicht selten sind die Hindernisse in uns selbst angelegt. Alle Menschen kennen hinderliche Denk- und Verhaltensmuster. Unsere Denkmuster – oder auch Überzeugungen genannt – können förderlich aber leider auch hinderlich für uns sein. Von gewissen Überzeugungen werden wir wortwörtlich ausgebremst. Wir möchten etwas ändern, aber es geht nicht. Wir erkennen, dass wir immer ähnlich auf Ereignisse reagieren, obwohl eine andere Reaktion hilfreicher wäre. Sagen wir so, wir sind blockiert und es harzt.

Nach dem Transaktionsanalytiker Willem Lammers, sind Überzeugungen die Wurzeln des Denkens, der Emotionen und des Verhaltens. Überzeugungen helfen die Welt zu verstehen und einen Sinn zu finden. Überzeugungen sind wie eine mentale Landkarte, die uns hilft, uns in einer Umgebung zurecht zu finden die uns sonst überwältigen würde. Im permanenten Fluss von Informationen muss Ordnung hergestellt werden. Unsere Psyche beobachtet Ereignisse und Prozesse, sucht nach Erklärungen und reagiert. So entsteht ein Muster. Überzeugungen entstehen durch Erziehung, Tradition, beeinflusst durch die Gesellschaft und von den jeweils gültigen Werten geprägt. Neben den übernommenen Überzeugungen entstehen Überzeugungen aber auch auf Grund von Erfahrungen, die unsere persönlichen Grenzen überschreiten und unsere Handlungsmöglichkeiten überfordert haben. Um diese Situation, die überfordernd, verletzend oder unangenehm ist auszuhalten, bilden wir als Lösung bzw. als Schutz eine Überzeugung. Sehr viele Überzeugungen die durch Erfahrungen entstanden sind stammen aus unserer Kindheit, da wir als Kind viele Situationen nicht einschätzen und erklären konnten und damit überfordert waren. Überzeugungen, so Lammers, machen die eigene Welt klein oder gross, sie bestimmen über die Einschätzung der Vergangenheit, Gegenwart und der Zukunft. Sie bestimmen auch den eigenen Wert und den Wert der anderen. Überzeugungen geben dem Leben einen Rahmen. Vor langer Zeit haben wir Überzeugungen aus einem notwendigen Grund angenommen. Jetzt hat sich unser Leben verändert und Überzeugungen die uns einmal dienten stehen uns jetzt vielleicht im Weg, schränken uns ein, bremsen uns aus.

Häufig einschränkende Überzeugungen sind:

  • Ich bin nicht gut genug
  • Ich bin nicht schnell genug
  • Wenn ich leiste, bin ich etwas wert
  • Ich muss mich anstrengen
  • Ich muss die Kontrolle haben
  • Ich muss es verstehen
  • Ich muss flexibel sein
  • Ich gehöre nicht dazu
  • Ich muss es allein schaffen
  • Ich bin einsam
  • Es muss perfekt sein
  • Ich bin unsicher

Überzeugungen werden meist unbewusst übernommen oder unbewusst gebildet. Wir bemerken dann, dass wir gewissen unangenehmen Situationen immer wieder begegnen, dass wir nicht weiterkommen, feststecken und uns selbst im Weg stehen. Oft merken wir auch, dass es uns aus der Bahn wirft. Wir sind dann von einer Situation oder einer Person «getriggert». Meist stehen dahinter diese Anteile in uns, die wir zum Selbstschutz bis anhin abgelehnt haben. Unsere Reaktion auf diese «Trigger» lassen uns unsere Muster und Überzeugungen erkennen.

Um hinderliche Denk-und Verhaltensmuster aufzulösen ist es im ersten Schritt wichtig sie zu erkennen. Wir dürfen bewusst wahrnehmen, was genau vorgefallen ist.

Im zweiten Schritt lohnt es sich zu analysieren, was negative Emotionen auslöst, worauf ich reagiert habe und was der innere Auslöser sein könnte.

Im dritten Schritt geht es darum die Hintergründe zu erforschen. Warum habe ich so reagiert? Was ist so unangenehm, dass ich es mit automatisierten Reaktionen überdecken muss? Zum Beispiel kann hinter einer wütenden Reaktion, Hilflosigkeit stecken. Denn ich möchte mich möglichst nie mehr so hilflos fühlen wie damals als Kind.

Je bewusster wir an diese Situationen, die uns «triggern» herangehen, desto grösser ist die Chance diese Muster zu durchbrechen und aufzulösen. Es gibt Denk- und Verhaltensmuster, die sehr verfahren sind und der damit verbundenen Leidensdruck sehr gross. Da ist es empfehlenswert Begleitung in Anspruch zu nehmen, zum Beispiel im Rahmen eines Coachings. Logosynthese nach Willem Lammers ist eine sehr geeignete Methode, um solche Denk- und Verhaltensmuster aufzulösen. Wenn wir uns hindernde Muster auflösen, befinden wir uns auf gutem Weg in die eigene Kraft zu kommen und aus dem Vollen schöpfen zu dürfen.

Ricarda Caderas dipl. Coach Supervisorin bso
www.potenzials.ch

Bündner Bauer
Februar 2023