Nein, nein, nicht das Steuerrad eines Fahrzeugs ist damit gemeint!

Ich möchte den Blick auf ein anderes Steuerrad lenken. In meiner Arbeit als Coach und Supervisorin spreche ich also von einem anderen, dem inneren Steuerrad. Wir alle werden durch unsere sogenannten «inneren Antreiber», unsere ureigenen Muster, gesteuert. Sie beeinflussen unser Denken, Fühlen und Verhalten. Die fünf inneren Antreiber, die ihre Wurzeln in der Transaktionsanalyse haben und von Eric Berne und Thomas Harris entwickelt wurden, heissen:

 

Die fünf inneren Antreiber, die ihre Wurzeln in der Transaktionsanalyse haben und von Eric Berne und Thomas Harris entwickelt wurden heissen:</p>
<p>•	Sei perfekt!<br />
•	Sei stark!<br />
•	Sei gefällig!<br />
•	Streng dich an!<br />
•	Sei schnell!<br />

Manche dieser Antreiber sind stärker oder schwächer ausgeprägt und in uns angelegt. Jeder Antreiber ist eine wichtige Antriebskraft. Ohne diese Antreiber, würde uns Vieles im Leben nicht gelingen.

Ein Beispiel: Eine erfolgreiche Geschäftsleiterin hat starke Antreiber, die sie zu Durchsetzungskraft und hohen Leistungen antreibt. In diesem Fall sind die Antreiber; sei stark, sei schnell, streng dich an, sei perfekt, positiver Natur. Wenn jedoch dieselben Antreiber zu stark ausgeprägt sind, können diese zu Belastungen und Stress führen. Dann macht die Geschäftsleiterin möglicherweise kaum Pausen. Ihr Perfektionismus ist so stark, dass ihre Latte unerreichbar hoch liegt. Sie muss immer stark sein, unterdrückt ihre Gefühle – obwohl sie in manchen Situationen innerlich verletzt und traurig ist – sie strengt sich übermässig an, selbst dann, wenn es in gewissen Situationen in dem Masse nicht erforderlich wäre. Innere Antreiber sind also verinnerlichte Muster, die oft in der Kindheit entwickelt werden. Die inneren Antreiber entwickeln sich aus Situationen wie zum Beispiel:

Ein Elternteil sagt dir als Kind, dass du aufhören sollst zu weinen. Du erlebst dich dann erst als “in Ordnung”, wenn du deine Gefühle unterdrückst. Der Antreiber “Sei stark!” könnte die Folge sein.

Du bekommst von deinen Eltern nur Aufmerksamkeit, wenn du Leistung erbringst. So hast du Angst in der Schule schlechte Noten zu bekommen und willst alles perfektionieren, um gute Noten zu erhalten. Du entwickelst den Antreiber «Sei perfekt».

Ein Mensch mit ausgeprägten Antreibern erlebt sich so lange als in Ordnung, gut genug, verbunden, wertvoll, gesehen und anerkannt, solange er perfekt, gefällig, stark usw. ist. Wenn die Ausprägung sehr stark ist, kann dies zu Belastung und Stress führen bis hin zu einer totalen Erschöpfung. Werden diese Antreiber auf kurz oder lang nicht hinterfragt und entkräftet, steuern SIE uns, übernehmen das Steuerrad, und wir funktionieren im Autopiloten.

Wenn wir die – unter dem Antreiber liegende – Thematik auflösen, wird auch die Zwanghaftigkeit des Antreibers nicht mehr benötigt. In der Begleitung meiner Klient:innen beobachte ich dann, dass der innere Antreiber in seiner erlösten Form gute Dienste leisten kann. Das bedeutet, dass man schnell, stark usw. sein kann, wenn man es selbst will und wenn man es als passend erachtet. Dann haben wir selbst das Steuerrad in der Hand und Belastung und Stress lassen nach.

Ricarda Caderas
Dipl. Coach & Supervisorin bso